Die Twosome-Briefe 13
[Montag, 21. Mai 2001]
Liebe Amélie,
ich habe mittlerweile viele Golfplätze gesehen: vor allem auch solche, die sich durch grüne Wälder oder Parklandschaften ziehen. Manche habe ich gezielt aufgesucht, andere habe ich gespielt, weil ich als Pilot Städte in der Nähe angeflogen habe. Ich habe viele Menschen kennen gelernt, die sich mit mir zu einem zufälligen Flight zusammengetan haben. Aber die weitaus meisten Gesichter habe ich vergessen. Flights kommen und gehen.
Manchmal denke ich an die knochentrockenen Fairways meiner Kindheit, an braunes Gras, das von der Sonne versengt ist. Im Sommer war es bei uns oft über vierzig Grad, sodass die Hitze über den Feldern greifbar schien wie eine eigene Dimension. Im Winter fiel das Thermometer nicht selten unter 20 Grad minus, und wenn ich eine Weile draußen war, suchte Mam mein Gesicht nach weißen Flecken ab.
Es gab in Tomcaville wenig Geld, um so etwas wie einen Golfplatz anzulegen. Und doch ich habe dort, in Tomcaville, Kansas, das Entstehen eines Golfplatzes miterlebt, als Junge, der hinter verirrten weißen Bällen herspürte und der wusste, dass er im Rough auf Schlangen achten musste. Und natürlich erstreckten sich auch rings um den Platz Weizen- und Maisfelder.
Übrigens hatte auch der Tod meines Vaters mit Weizen zu tun: er geriet mit seinem linken Arm in das Schneidwerk einer Erntemaschine und verblutete, bevor Hilfe eintraf. Warum erzähle ich dir das alles? Vielleicht weil ich dir sagen will, dass ich in letzter Zeit gern an unser Spiel auf ‚unserem’ Platz denke.
J.
PS: Was meinen Schlag angeht, wollte ich galant sein und dir nur noch ein Tap-in lassen. Doch der Chip war eine Katastrophe: beinhart getroffen schoss der Ball zehn zwölf Meter am Loch vorbei und stoppte erst im Vorgrün! Sag selbst: war das galant?
Um viel Nachsicht bittet
Johnny!