In Köln finden zurzeit wieder die Passagen statt, die Design- und Avantgardepräsentationen, die die Möbelmesse begleiten. Ich werde mir in den nächsten Tagen ein paar davon ansehen (insgesamt sind es rund 190 Veranstaltungsorte - Gott bewahre!). Aber zunächst habe ich eine kleine Notiz gefunden, über einen Passagenbesuch vor fünf Jahren. Was, wenn sich gar nichts geändert hat?
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Wir beginnen die Besichtigungstour zur Möbelmesse im Baustellenchaos des ECR, direkt am Rheinufer. 'Art aqua' stellt Wasserbilder aus. Man hat sich das so vorzustellen, dass über eine Landschaft á la Klee in ganzer Breite Wasser strömt. Es kommt aus der oberen Rahmenleiste und verschwindet in der unteren. Nicht übel anzusehen.
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Auf Nachfrage von Patrizia erfahren wir allerdings, dass eine wesentliche Funktion dieser Kunstwerke darin besteht, die Raumluft zu befeuchten. Und so kursieren in einem Bildobjekt von vielleicht 80 x 60 etwa 15 Liter Wasser. Es muss kalkfrei sein und ab und zu nachgefüllt werden. (Ab 3500 Euro.) Gedacht ist wegen der beruhigenden Wirkung an Krankenhäuser und die Wandelgänge von Parlamenten.
Später, in den restaurierten Spichern-Höfen am Stadtgarten, haben gerade jede Menge Flagshipstores eröffnet. Und so klettern wir mit vielen vielen Anderen über viele viele Treppen. Dafür kriegen wir minimalistische Bäder zu sehen, die sich über dreißig Quadratmeter ausdehnen, Wohnparks mit Sitzlandschaften, beschirmt von krakenartigen Kristalllüstern und den wachen Augen der Security. Oder auch viele Anguckküchen für Privatmensen.
'Hier bitte nichts abstellen!'
Wo wir uns nicht anders zu helfen wissen, lästern wir: das Bücherregal über zwei Wohnebenen ist nicht einmal richtig gefüllt. Und die mächtigen Küchenfronten sind nur mit mächtigem Krafteinsatz zu öffnen. Und das Praktische an einer Schiebetür ist, dass sie immer irgendwo im Weg steht.
Nichtigkeiten.
Patrizia sagt, wir Reihenhausbewohner und Normalverdiener müssen dankbar sein, überhaupt zugelassen zu werden. Schließlich bewegen sich abseits der Passagen-Hektik dort nur Menschen, für die diese Dinge auch gedacht sind.
Gegen Ende des Rundgangs bin ich plötzlich tief in meiner Kindheit angekommen: Quirrenbach. In einer schummrigen Ausstellungsecke, als wir unvermittelt vor glatten, matt glänzenden Basaltplatten stehen, dunkelgrau, verhalten gemasert, in verschiedenen Formaten.
Wunderbar anzusehen.
Zudem (sagt der Verkäufer) ein haptischer Genuss.
Patrizia fühlt sich an Rückriem erinnert. Auch bei den Preisen.
Quirrenbach vor mehr als 30 Jahren. Dort gab es einen abgelegenen Steinbruch.
Und archaische Initiationen für das arglose Stadtkind -
Dass aus so viel schmerzlicher Erfahrung ein solches Maß an Ästhetik werden kann.