Grasbutter
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Grasbutter
Die sanfte Blonde, die so brav
bei ihrem flämischen Ehemann sitzt
der viel älter ist und aussieht wie einer dieser
Bierbrouwer, die in ihrer Freizeit Nachtwache schieben
vor den Häusern ihrer jungen Frauen.
Vielleicht hat er sich abbilden lassen, vereinigt
mit Gleichgesinnten in der ehrenhaften Kompanie
des Hauptmanns Soundso, nachzuprüfen,
gemäß einer langen Tradition, im Rijksmuseum.
Unter allen Gleichen, die sich dort versammelt hätten,
ist es der Lange mit der wehrhaften Nase -
Aber, was sie noch mehr schätzt, ist seine Verlässlichkeit.
Sie reibt sich die Wange beharrlich, bis sie
an einer Stelle rosenfarben aufscheint.
Das mag ein Zeichen sein.
Ihre Haut hat im Nacken wie an der Innenseite
der Schenkel gewiss den sanften Schmelz
von Grasbutter, von der man sich in diesem Land
etwas Besonderes verspricht.
Ihr Haar jedoch glänzt spröde wie das Gras in den Dünen
von Bergen aan Zee nach dem ersten Frost.
Über ihrer kalvinistischen Brust findet
mein Blick einen nicht geschlossenen Blusenknopf.
Sichtbar dort ein geometrisches Teil weißer Spitze.
Das wirkt so verdammt jungmädchenhaft
wie die ganze Person, wäre da nicht der schmale
goldene Ehering.
Sie studiert am Zeitungstisch, was ihr der Ehemann
vorlegt, wie besondere Happen, aber mit durchweg friedlicher Miene.
Erst als sie gehen, hilft sie sich selbst in den Mantel,
um ein Stück grasbutterzarte Haut an
der entblößten Hüfte zu zeigen.
Und dann kommt ihr Replay-Blick übers freie Feld,
der schimmerndes Eis über die Grachten schickt, wissend
um die Möglichkeiten und wohl wissend, dass es nicht trägt.