Ich habe es schon einmal mit Wjatscheslaw Kuprianow gemacht: Angenähert an bestimmte Motive wie Nation, Generation, Heimat, Liebe, Natur, Kindheit stellten wir unsere oft sehr unterschiedlichen Erfahrungen gegeneinander. Wir präsentierten dieses Programm einige Male in der Öffentlichkeit des Künstlerhauses NRW in Schöppingen. Es waren (wie ich glaube) für alle Beteiligten beeindruckende Abende.
Seit einiger Zeit kenne ich nun die Gedichte von Elke, schätze sie sehr und bewundere den Sprachrhythmus und die Produktivität der Autorin. Bei ihrem aktuellen Text/Gedicht hatte ich gleich das Gefühl, dass sich hier vielleicht zwei ähnliche Erfahrungen überschneiden bzw. ergänzen. Und so erlaube ich mir nun, Elkes Gedicht ("Dein sanfter Atem neben mir") und meinen Text ("Landkarte") nebeneinander zu stellen.
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Landkarte
Eines der frühesten Bilder,
das Einzug hielt ins Haus war Peter
Brüssings Landkarte No. 34.
Irgendwann wanderte sie ab
ins Kinderzimmer.
Vielleicht kam mir die Welt
stets überschaubar vor,
weil wir mit Blick auf die einzige
Kreuzung der Stadt lebten.
Stürmische Zeiten.
Doch früher war der Himmel
ein Drache mit Feuer und Rauch.
J.L.
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Dein sanfter Atem neben mir
Das kaum sichtbare Heben und Senken
Des Brustkorbs
Auf der Leine vorm Haus tanzt die Wäsche im Wind
Die kurzen Hosen, die zielstrebigen Hemden
Während du schläfst
Deine Locken auf dem Kissen mit den Enten Nebenan kämpft Dein Bruder mit Drachen
Eure Pfirsichhaut durchduftet den Tag
Weil eure Hände noch die Welt fassen
Und nicht das Nichts der Gedanken
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