Die Twosome-Briefe 20
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[Mittwoch, 4. Juli 2001]
Lieber Johnny,
unsere Art ‚Twosome’ zu spielen, hat sich herumgesprochen. Jedenfalls schien es heute für die Damen meines Flights die natürlichste Sache der Welt, dass man eine Golfrunde unterbricht, um noch einen anderen Ball zu schlagen, den man vorher sorgfältig nach Plan und Foto gedroppt hat.
Ich will nur sagen: all das um mich herum störte mich einen Scheiß (verzeih die Ausdrucksweise)! Denn der Ball kam unter einem wüsten Gestrüpp von Heckenrosen zu liegen. Gleich daneben blühte die schönst mögliche Rose, sie hatte einen zart-rosa Kern. Es war wie ein kleiner Schock. Ich…, dabei bin ich sonst nicht so.
Die Damen meines Flights guckten sich vielsagend an. Du weißt, wie man in unserem Beruf mit Technik und Naturwissenschaften konfrontiert wird. Alles cool und exakt, ein Blick ins Cockpit genügt. Aber als ich die kleine Blüte sah... da wollte ich einfach mal an etwas glauben.
Zum Beispiel, dass du den Ball absichtlich dorthin geschlagen hast, weil du wolltest, dass ich diese Rose wahrnehme, damit ich weiß, dass nun das Schicksal in meinem durchgeplanten Leben aufgetaucht ist, machtvoll und unabänderlich, und mir ein Zeichen gibt.
Bin ich überspannt? Vielleicht bin ich das. Verzeih, wenn es so ist, das heißt, nein, verzeih mir nicht!
PS: Den Ball habe ich nicht gespielt wie er liegt. Hab ihn lieber nach der (längst verflossenen) Winterregel behandelt (damit du weißt, wie ich von jetzt an mit einer Million Regeln umgehe!): Hab ihn besser gelegt, eine Scorekartenlänge, nicht näher zum Loch, und meine Rose geschont.