21
Feb
2009

Seitdem


seitdemSeitdem sie mich anschaut
versteh ich die Welt
nicht mehr Statistiken helfen
nicht weiter noch eigene
Berechnungen mal drückt mich
die Gravitation schier zu Boden
mal heb ich sie auf

wahrscheinlich und ungewiss so
lern ich ist alles geworden
und nichts

Die Twosome-Briefe 5


bagrasbagras

[Mittwoch, 9. April 2001]

Liebe Amélie,

du kennst das: in einem anderen Land versucht man die Stunden, die einem zwischen den Flügen bleiben, irgendwie tot zu schlagen. Ich kenne nicht wenige, die darüber zum Saufen gekommen sind. Ich hatte Golf. Das muss mich gerettet haben. Obwohl ich Deutschland seit vier Jahren anfliege und hier gebased bin (erst München, dann Berlin, jetzt Köln), habe ich nicht viel gesehen. Nicht mal die Südpfalz. Ich habe mich meist nur nach dem nächsten Golfcourse erkundigt. Schwierig sollte er sein und einen Gast willkommen heißen. Was bei euch auch schon ein wenig schwierig sein kann, manchmal. Aber auch in den Staaten gibt es Privatclubs, die sich abschotten.

Was mir noch einfiel, nach unserem kurzen Zusammentreffen (Frankfurt-N.Y, wir waren gestartet und auf Autopilot, der Kopf war wieder frei): Hoffentlich glaubt Amélie nicht, ich würde mich auf diese Weise durch die Welt ‚spielen’. Ich schwöre, dass die Idee auch für mich unerwartet kam. Du hast mich so ruhig und erwartungsvoll angesehen (graublaue Augen oder täusche ich mich? – nein, sie waren graublau!), als wüsstest du es schon. Ich glaube, du hast es kommen sehen! Und mir war, als dürfte ich dich nicht enttäuschen.

Liebe Grüße

J.

Twilight - Biss zum Morgengrauen

Die Kritiken waren nicht besonders: der Teenagerfilm 'Twilight' nach dem gleichnamigen Roman, einer 'Vampir-Romanze' von Stephenie Meyer lief im Frechener 'Linden-Theater', einem 50er Jahre Kino, das in seit vielen Jahren (vorbei am Kinosterben) von einem enthusiastischem Verein betrieben wird.

Das Besondere: meine Tochter hatte mich gefragt, ob ich mit ihr ins Kino gehe und wer kann da als Vater schon nein sagen?

Der Film war gar nicht so übel. Eine Vampirgeschichte (die sich noch über weitere Teile spannt bzw. spannen wird): Bella, ein junges Mädchen, zu Besuch bei ihrem Vater (die Eltern sind - selbstverständlich - geschieden, lernt an einer Highschool im kalten, waldreichen Nordwesten der USA einen seltsamen Burschen kennen. Er (und seine Familie) erweisen sich als Vampire, allerdings als 'gute', die sich fast vegetarisch, d.h. nur noch von Tierblut ernähren.



Es gibt jedoch auch die bösen Vampire, die eine solche Reduktion einfach nicht einsehen wollen und munter Menschen schlachten und das auch mit Bella vorhaben, die nun von ihrem Vampirfreund und seiner Familie beschützt wird und - in dieser ersten Folge (die literarische Vorlage, ein Weltbestseller, hat mittlerweile drei vier Bände) knapp überlebt. Allerdings - und das ist gewiss der Auftrag für die nächsten Folgen - will sie ihrem Freund als Vampir in die Unendlichkeit folgen. Er jedoch - der seit einigen Hundert Jahren buchstäblich die Schattenseiten dieser Existenzform kennt - will das nicht. Das heißt, die zarte Liebesgeschichte hat ihre reizvolle existentielle Tiefe.

Ich habe mich bei frischem Popcorn gut unterhalten gefühlt. Das riesige Kino war kaum besetzt (der Film lief schon eine Weile). Freilich scheine ich bei meinen seltenen Kinobesuchen immer wieder das Glück zu haben, dass sich eine Zweizentnerbombe neben mir platziert und in einer Weise Popcorn (es waren mindestens mehrere Kilo) in sich reinstopft, die auch Tote aufgeweckt hätte.

Aber gut, meine Süße war zufrieden und ich war zufrieden, weil sie zufrieden war. Noch dazu an Karneval, wo im Rheinland besondere Regeln gelten. Schönen Biss.
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:::::::::::::::::::::::::::::::: Jochen Langer lebt und arbeitet als Autor in Köln. Er war als Dozent für die 'Grundlagen des Erzählens' zuständig und hat eine Vorliebe für Literaturaktionen. Zahlreiche Förderpreise und Auszeichnungen. www.jochenlanger.de ----- Seit 2009 Alltagsbetreuer für demenziell Erkrankte, Dozent an Fachseminaren der Altenpflege und Museumsführer für Demenzkranke. Gründung von dementia+art - ein Dienstleistungs-Unternehmen für 'Kulturelle Teilhabe bei demenziellen Erkrankungen und altersspezifischen Einschränkungen'. www.dementia-und-art.de

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_____________________ Meine Kommentare

Danke für deine Antwort,...
Danke für deine Antwort, Lady! Dass sie nie zusammen...
JochenLanger1 - 2. Apr, 23:14
Ich hätte ja gern gewusst,...
Ich hätte ja gern gewusst, wie du (und andere) das...
JochenLanger1 - 2. Apr, 17:00
Kaffeehaus-Essenz.
Auch ich habe Ihren Kommentar gerne gelesen, weil er...
JochenLanger1 - 31. Mär, 09:04
Die Reise des Helden
Nein, das ist nicht begriffsstutzig, sondern auch mein...
JochenLanger1 - 30. Mär, 21:29
Nicht für das oben beschriebene...
Nicht für das oben beschriebene Vorhaben. Ansonsten...
lamamma - 29. Mär, 23:12

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