Reichstage

2
Apr
2009

Eine Totenrede

Die Beerdigung wird angesichts der allgemeinen Auflösungserscheinungen zurückhaltend zelebriert, und doch findet der unvermeidliche Aufmarsch an alten Genossen statt: all die Spanienveteranen, die Russlandkämpfer und Antifaschisten, die Kohorten der Funktionäre.
Ruthenbeck spricht selbst, den Körper hoch aufgerichtet wie stets, das Gesicht alt aber straff und streng mit sich selbst, das dunkelblonde, ins grauweiße changierende Haar sorgfältig zur Seite gekämmt, er trägt keine Uniform, aber seine Auszeichnungen und Orden aus vierzig Jahren DDR heften an der Brust.

Er beginnt mit einem Satz, der gleich die meisten seiner Zuhörer anrührt wie eine geheime Losung und in den Bann zieht: „Ich habe eine gute Kameradin verloren!“

Dann umreißt er die langen Jahre, die er mit seiner Frau zusammen war, anhand von Etappen der Parteigeschichte: die KP der Weimarer Republik, die KP im Moskauer Exil, die KP im Krieg auf der Seite der sowjetischen Brüder, der Aufbau einer Parteibasis in der sowjetischen Zone, die Gründung der SED und die aktive Teilhabe an der großen und grundsätzlichen Gesellschaftsveränderung – die bis zum heutigen Tage andauere.

Er schließt mit dem Satz, der schon einmal die große Trauergemeinde berührt hat: „Ich habe eine gute Kameradin verloren!“

Auf Wunsch des Generals werden Teile aus den ‘Nocturnes‘ von Chopin gespielt, Lieblingsstücke der Mutter, die das freut aber auch verlegen macht. Die beiden stehen nach der Beerdigung etwas abseits beisammen: sehr aufrecht und bemüht, die Distanz, die zwischen ihnen verblieben ist, auch jetzt einzuhalten. Und doch sieht Frederik an den sparsamen Bewegungen und Gesten, die weicher und ruhiger geworden sind, dass ihre Art einer langjährigen Vertrautheit, alle Hast und Anspannung verloren hat.

Als Frederik dem General kondoliert, hat er den Eindruck, dass diesen schon andere Dinge beschäftigen, private und politische. Er hat keine Gelegenheit, Ruthenbeck in diesen Tagen unter vier Augen zu sehen.

25
Mrz
2009

Die jüdischen Diebstähle - und eine Anmerkung

Die folgende Szene ist für meinen Roman 'Reichstage' wichtig. Sie schildert die besonderen Umstände, unter denen Tom - der die integrative Figur des Romans ist - Belle Buchmann kennen lernt. Die Umstände sind - merkwürdig. Um sie dennoch glaubhaft zu machen, habe ich viele Überarbeitungen in diese wenigen Seiten stecken müssen.

Wichtig ist die Szene, um ein Schlaglicht auf jene Belle Buchmann zu werfen, deren Biografie sich nicht darin erschöpft, Model gewesen zu sein und jetzt Mode zu machen. Wichtig ist die Szene aber auch (wenn sie funktioniert!), um ein Schlaglicht auf deutsche Befindlichkeiten zu werfen: Die Auseinandersetzung einer nachgeborenen Generation mit den letzten Zeitzeugen des Nationalsozialismus, eine Auseinandersetzung, in der es nicht mehr so sehr um Schuld geht, sondern um individuelle und zum Teil auch gesellschaftliche Verformungen bei der 'Aufarbeitung' des Nationalsozialismus.

Und nicht zuletzt ist die Szene deshalb wichtig, weil sie - noch relativ am Anfang des umfangreichen Romans stehend - Neugier wecken soll. Voila.

Was den Roman selbst angeht, so ist das Eingangskapitel nebst einer kurzen Einleitung hier zu finden:
Reichstage.

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Er hatte Belle im Frühsommer 1989 bei einem ihrer jüdischen Diebstähle kennen gelernt. Das Zusammentreffen war reiner Zufall gewesen. Als der Geburtstag seines Vaters heranrückte, wollte Tom ihm einen Pullover kaufen. Denn auf der Intensivstation war es seiner Meinung nach immer kühl. Er fuhr also in die Kölner City, da ihm zum Einkaufen die Kaufhäuser am liebsten waren, wo man ungezwungen herum streifen konnte. Rot und Grün, das waren die Farben, die der Vater besonders mochte. Grün, weil er seit mehr als dreißig Jahren Blumengroßhändler war. Rot, weil Rosen seine Lieblingsblumen waren. Auf seiner Suche war Tom schließlich in der Abteilung für Damenoberbekleidung gelandet, ohne zu wissen, was er da eigentlich wollte.
„…Jüdin!...“
Eine Frau hatte das Wort gerufen. Laut und zornig. Danach war es auffällig ruhig geworden in der Abteilung, in der sich zehn oder zwölf Kundinnen aufhielten. Wie Tom schauten sich auch die anderen suchend um. Man wollte wissen, woher das kam.

Wäre Tom ein Hund oder eine Katze gewesen, hätten sich ihm zweifellos die Nackenhaare aufgestellt, als ein Warnsignal für Gefahr. Er hatte unwillkürlich das Gefühl, jemandem helfen zu müssen, wusste aber nicht, um was es eigentlich ging und ob er überhaupt helfen konnte. Vor allem aber kam ihm diese Umgebung für einen Begriff wie Jüdin unpassend vor.

Dabei war es banal: Wie sich herausstellte, handelte es sich um eine Frau, die einen teuren Pullover geklaut haben sollte. Sie war erwischt worden und hatte in dem folgenden kurzen Wortgefecht zu der Verkäuferin gesagt, dass sie Jüdin sei, sodass es nun wie eine Schutzbehauptung klang.

Als Tom es hörte, schüttelte er ungläubig den Kopf. Zugleich musste er grinsen. Wer sagt denn so was? dachte er, empfand aber auch eine gewisse Hochachtung: denn sollte das ein Trick sein, war er verdammt gut! Und da ihm in seinem Alltag noch nie ein Jude oder eine Jüdin über den Weg gelaufen war, wurde nun seine Neugier, wie das hier ausgehen würde, noch größer.

Die Frau selbst war groß, wahrscheinlich etwas größer als er selbst, und ungewöhnlich schön. Sie hatte dichtes schwarzes Haar, in einer glänzenden Fülle, die ihn gleich an Fernsehwerbung für irgendwelche teuren Haarshampoos erinnerte. Sie war auffallend perfekt und doch nicht übertrieben geschminkt, in hellen Braun- und Rottönen. Sie trug ein erkennbar teures Kostüm, das ebenfalls mit verschiedenen Rottönen spielte, und hielt eine große flache Tasche unter dem Arm, deren rot eingefärbtes Leder mit groben Noppen versehen war.

All das und der angebliche Diebstahl – das passte irgendwie nicht zusammen. Jedenfalls schaute Tom wie gebannt auf den Mund und die makellos weißen Zähne dieser Frau, um jedes Wort mitzubekommen, als sie der untersetzten dicklichen Verkäuferin nicht gerade leise ihren Standpunkt klar machte.

„Ich finde es echt heavy, dass ich in einem deutschen Kaufhaus verdächtigt werde, etwas gestohlen zu haben!“ fasste sie ihre Empörung mit einer klaren, angenehm modulierten Stimme noch einmal zusammen. „Ausgerechnet in einem deutschen Kaufhaus! Das ist einfach lächerlich! Das habe ich weiß Gott nicht nötig. Aber als Jüdin, muss ich wohl davon ausgehen, dass das ein wohlüberlegter Angriff ist. Doch ich werde das nicht stillschweigend hinnehmen. Ich lasse mich jedenfalls nicht ausziehen oder vorführen und visitieren wie bei einer Selektion!“

Tom lief eine Gänsehaut über den Rücken, als er das Wort Selektion hörte. Irritiert stellte er fest, dass sein diffuses Gefühl des Unbehagens dabei war, sich in ein Schuldgefühl zu verwandeln. Auf den Gesichtern vieler Umstehender - auf denen zuvor eher Neugier oder die Erwartung einer handfesten Auseinandersetzung zu finden war -, las er, dass es ihnen ähnlich erging.

Inzwischen war der Abteilungsleiter aufgetaucht, ein mittelgroßer schmächtiger Mann in einem modisch geschnittenen dunklen Anzug und klobigen braunen Schuhen. Die kurzen Haare waren mit Gel zusammengeklebt und in die Höhe gesträhnt, seine Gesichtshaut war in einer aufdringlichen Weise gebräunt, die nur von der Sonnenbank stammen konnte.

Von den umstehenden Frauen hatten sich mittlerweile einige zu Wort gemeldet, etwas dazwischen gerufen und auch untereinander Ansichten getauscht.
„Ich habe da ein ganz schlechtes Gefühl bei…!“ hatte die Älteste gesagt und ihren Kopf gewiegt, der ganz graue Haare hatte. Sie war etwas pummelig und trug eine kleine Handtasche unter dem Arm geklemmt. „Ich finde, wir haben ihnen genug Leid angetan, egal, was die junge Frau hier getan haben soll...“
„Also Diebin ist Diebin! Und die ehrlichen Kunden müssen die Zeche zahlen! Das kennt man ja. So einfach ist das!“ antwortete die Frau neben ihr, die ein wenig jünger sein mochte. Sie war einen halben Kopf größer und trug einen strengen Ausdruck in ihrem mageren Gesicht zur Schau.
Ein junges Mädchen, dem diese Strenge nicht gefiel, rief dazwischen: „Ist ja nicht erwiesen, dass sie schuldig ist. Spielt aber auch keine Rolle, das ist schon wahr.“ Mit dem letzten Satz wollte sie der Älteren zustimmen, die gesagt hatte „wir haben ihnen genug Leid angetan…“
Eine aufgedonnerte Dicke in einem knallbunten weiten Kleid mit tiefem Ausschnitt schnaubte, als sie die vermeintliche Diebin in den Blick nahm, sagte dann aber mit einem weiteren verächtlichen Geräusch: „Also, man weiß ja: das Personal kriegt jedes Mal eine Belohnung, wenn die nen Dieb schnappen. Und nicht zu knapp. Da muss man sich nicht wundern. Für Geld tun die Leute alles. Das war schon damals so!“
Das sagte sie in einem schnippischen Ton, als hätte man das ihr gegenüber bisher bestritten. Dabei schaute sie niemanden an, vor allem die Verkäuferin nicht, die nun empört und mit halboffenem Mund in ihre Richtung starrte, unfähig etwas zu erwidern.
„Ich würde das nicht tun“, pflichtete die Älteste der aufgedonnerten Dicken bei. „So was tut man nicht, oder?!“

Der Abteilungsleiter hatte sich mehrfach suchend umgedreht, als erwarte er noch jemanden, der ihm vielleicht zu Hilfe käme. Dann fragte er schmallippig und unzufrieden die Verkäuferin, was hier eigentlich los sei.

Während er eine verwirrende Zusammenfassung der Verkäuferin anhörte, die noch empört darüber war, dass man ihr Geldgier unterstellt hatte, musterte er die angebliche Diebin, strich sich nervös über sein gestyltes Haar, das danach platt und wirr auf dem Schädel lag, schaute wieder zu der Frau hin, öffnete den Mund, sagte aber nichts, als suche er noch nach der richtigen Formulierung - und begann sich endlich zu entschuldigen.

Danach sorgte er mit barschen Anweisungen dafür, dass sich auch die Verkäuferin, deren Gesicht vor Aufregung stark gerötet war und der Tränen der Empörung in den Augen standen, vor den Umstehenden entschuldigte. Für Tom war es, als existiere eine spezielle Anweisung der Geschäftsführung für solche Fälle.

Die angebliche Diebin nahm nach ihrem Lamento die Entschuldigung mit einem stillen, zufriedenen Lächeln entgegen, als wollte sie sagen: ‚Na gut, diesmal lasse ich es euch noch durchgehen!‘ und bahnte sich dann einen Weg durch die Zuschauer, die wortlos zurückwichen, um ihr Platz zu machen. Tom ging einfach hinter ihr her. Draußen, auf der belebten Schildergasse, brachte er sich mit ein paar schnellen Schritten auf gleiche Höhe.

"Das war sehr selbstbewusst vorhin. Ich habe noch nie eine Jüdin kennen gelernt; schon gar keine, die klaut..."
Sie blieb kurz stehen, musterte ihn abschätzig, schaute sich um, als wollte sie sich vergewissern, ob das wirklich alles sei, und sagte im Weitergehen: "Du meinst, für eine Jüdin? Ich bin nicht immer Jüdin."
"Also ein Trick?"

Mit dem Kinn wies sie energisch voraus in eine ruhigere Seitenstraße. Tom folgte ihr bis zu einem Café, wo sie sich draußen an ein Tischchen unter einer Markise setzten. Die Frau schlug die Beine übereinander, erst rechts, dann links, dann zog sie die spitz zulaufenden dunkelbraunen Schuhe von den Füßen und massierte ihre Zehen, deren Nägel sorgfältig pedikürt und dunkelrot lackiert waren. Tom sah, dass selbst die Füße dieser Frau außergewöhnlich schön waren.

Sie bestellten zwei Espressos - mehr Zeit, das gab sie ihm zu verstehen, war nicht.
"Vielleicht ist es ja kein Trick?"
"Und wenn ich Jude wäre?"
Er hatte sich das überlegt. Für einen Moment schien sie wirklich überrascht.
"Oh lala!" rief sie laut. Dann schaute sie etwas übertrieben rechts und links an seinem Kopf vorbei: "Aber deine Nase ist gerade...", stellte sie mit einem feinen Lächeln fest.
"Und meine Ohren stehen nicht ab. Aber das hätte ich verändern lassen können."
„Das stimmt“, sagte sie, wieder ernst geworden. Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. "Ich werde jetzt trotzdem gehen."
„Dann warst du erfolgreich?“
„Wie man ’s nimmt.“
"Du siehst nicht so aus, als ob du das nötig hättest…?"
"Mag sein."

Sie beugte sich zu ihrer Schultertasche, öffnete den Reißverschluss und zog einen Cashmere-Pullover hervor. Er war rot und hatte ein beachtliches Dekolleté. Das Sicherungsetikett war mit einem rabiaten Schnitt schräg in den Körper heraus geschnitten worden, so breit und umfangreich, dass der Pullover unmöglich noch zu tragen war. Doch nun machte die Frau etwas Seltsames: Mit beiden Händen hielt sie den Pullover hoch, um in das entstandene Loch schauen zu können, als wollte sie etwas aufspüren, das vielleicht dahinter lag.

„Zieh es an!“
Sie schaute ihn mitleidig lächelnd an, als wollte sie sagen: ‚Du hast ja keine Ahnung, mein Junge!‘.
„Ich muss das Ding erst noch bearbeiten“, beschied sie ihm immerhin.
"Willst du das Loch etwa stopfen oder reparieren?“
„Nein. Der Pullover ist scheußlich. Ich werde ihn zerschneiden und nur das Material verwenden.“
„Das verstehe ich nicht…?“
„Brauchst du auch nicht!“
„Wie heißt du?“
„Belle.“
„Ich heiße Tom. Gibst du mir deine Nummer?"
"Sicher nicht!"
Tom beeilte sich, ein paar Ziffern auf den Kassenbon zu werfen und schob ihn zu ihr hin. Belle schob ihn umgehend zurück.
"Ich rufe niemals Männer an!"

Tom folgte ihr. Erstens, weil sie gut aussah - was die Untertreibung des Jahrhunderts war. Zweitens, weil er die Nummer mit der Jüdin für deutsche Verhältnisse originell fand. Und drittens, weil sie ihn an ein Mädchen in seiner Kindheit erinnerte. Das lag zwar mehr als 20 Jahre zurück, und seltsamerweise konnte er sich nicht einmal an den Namen des Mädchens erinnern, aber sie hatte diese besondere Anne-Frank-Frisur gehabt: schwarzes, ungemein dichtes, schulterlanges Haar, das ein blasses Gesicht umrahmte. Sie war neu an seiner Schule gewesen und hatte ihn eines Tages zu sich eingeladen, sodass er nachmittags zu dem Haus marschiert war, wo sie wohnte.

Der zehn- oder elfjährige Junge, der er damals war, lief mit Mecki-Haarschnitt und kurzen Hosen herum. Tom sah sich mit den Armen scheinbar sorglos in Hüfthöhe schlenkern, während er lässige, weit ausgreifende Cowboyschritte machte. Doch sein Herz schlug wild, und er wusste nicht, wie er das abstellen konnte. Das Mädchen holte ihn am Gartentor ab. Tom folgte ihr durch den großen Garten, in dem es viele Obstbäume gab. Er bewegte sich nun schon viel zögerlicher und sie ermahnte ihn mehrmals, sich zu beeilen …

Daran musste Tom denken, als er dieser Frau in westlicher Richtung folgte, über den Ring, bis ins Belgische Viertel. Auch jetzt trugen ihn weit ausgreifende Schritte voran, auch jetzt schlug sein Herz wild, und er wusste immer noch nicht, wie er das abstellen konnte. Am Brüsseler Platz verschwand sie in einem Haus, in dessen Erdgeschoss eine Boutique untergebracht war. 'Belle Buchmann. Mode' stand in schräger Neonschrift über dem Laden.
Tom lachte laut auf, als er es las. Das und ihre 'jüdischen' Diebstähle passten nicht zusammen.

In den nächsten Tagen, wenn Tom mit der Arbeit fertig war, fuhr er zu Belle Buchmanns Laden, setzte sich auf das breite Fenstersims des rechten Schaufensters und blieb dort, bis Belle den Laden schloss und, scheinbar ohne ihn zu beachten, an ihm vorbei zur nächsten U-Bahn-Station ging. Susan und Kayo, die in der Regel vorher das Geschäft verließen, warfen im Vorbeigehen mit einem kaum unterdrückten Kichern neugierige Seitenblicke auf die komische Gestalt. Nach einigen Tagen (es hatte auch zwei Nachmittage mit Dauerregen und peitschenden Windböen gegeben und Tom sah danach aus wie ein Seehund, der gerade aus seinem Becken im Kölner Zoo geglitten war) merkte man ihren Blicken so etwas wie Mitgefühl an.

In der zweiten Woche, als es auch am späten Nachmittag noch über 30 Grad heiß war, erschienen die beiden formell wie bei einer Teezeremonie mit einem Glas eisgekühlten Zitronentee. Aber Zitronentee war nicht das, was er wollte.
Zu Anfang der dritten Woche stand Belle plötzlich in der Tür und winkte ihn mit einer leicht ironischen Geste herein. Dabei musterte sie ihn, als wären sie sich eben erst begegnet. Wie fast immer trug Tom Jeans und ein grün-gelb (oder ein blau-grün oder ein rot-blau) gestreiftes T-Shirt sowie dunkelgraue, knöchelhohe Sportschuhe. Es war kurz vor Geschäftsschluss.
Als er die ungewöhnliche Einrichtung des Ladens sah und die aufgereihten, zweifellos teuren Kleider, sagte er etwas bekümmert: „Ich krieg schon Probleme, wenn ich einen roten oder grünen Pullover kaufen soll...“

Aber Belle lachte. Und so erzählte er ihr, warum er im Kaufhaus gewesen sei, freilich ohne die Intensivstation zu erwähnen. Belle zeigte ihm an diesem späten Nachmittag bei einem Glas Wein ihre Arbeiten und einige neue Entwürfe. Tom schaute sich alles aufmerksam an, innerlich strahlend vor Zufriedenheit, ohne im engeren Sinne etwas davon zu verstehen.
Vielmehr sagte er mit Blick auf das alles wie zur Entschuldigung: „Also, das ist sehr schön und diese Stoffe sind unglaublich. Wie sich das anfühlt! Unglaublich! Das ist was anderes als Jeans und T-Shirts. Allerdings verstehe ich nichts von Mode, weißt du.“

Belle überhörte es, wollte es überhören und lächelte milde. Geschmeichelt von Toms großer Beharrlichkeit, die selbst ihr so noch nicht begegnet war, war sie immerhin neugierig geworden. Irgendwann – nach einer Reihe solcher Abende - nahm sie ihn mit zu sich nach Hause. Für eine Weile lief es gut.
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15
Mrz
2009

Der Abglanz des Glücks

Johanna stimmte ihm zu. Sie aßen mit gutem Appetit. Johanna hatte gedünsteten Tintenfisch mit Reis, Carl ein Steak. Der Service für ihren Tisch: ein dunkeläugiger Adonis mit zurückgeklebtem Haar und einer enggezogenen blütenweißen Schürze um die Hüften, machte stets früh genug aus einem leeren Glas Wein ein volle und aus einer leeren Flasche Wein eine volle. Er wusste, dass die beiden darauf Wert legten, Kerzenlicht in den Augen des anderen zu sehen und er wusste nun auch, dass der Mann für sein Fleisch eine zusätzliche Gabe an Salz und Pfeffer benötigte, während er für den Salat, den er selbst, aber ungeschickt mischte, eine Prise Zucker erbat, wie für einen Kindersalat. Er sah, dass die Signora dem Signore noch gefallen wollte, sodass es ihr unterlief, eine Oktave zu hoch zu lachen, um danach in den Blicken anderer Gäste den Abglanz ihres Glücks einzustreichen wie einen Gewinn am Spieltisch.

13
Mrz
2009

Das ist nur die Liebe schuld

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„Willst du Schluss machen?”
„Und du?”
Johanna seufzte leise, enttäuscht, dass er seine Meinung nicht sagte. Sie selbst hatte sich vorgenommen aufrichtig zu sein: “Weißt du, ich habe immer Angst, dass du irgendwann zu deiner Familie zurück...”
Carl räusperte sich. Doch darauf konnte er erst recht nichts antworten. Er war ja nie von seiner Familie fortgewesen. Wenn er mit Johanna zusammen war, dachte er manchmal an Keto und Sabinchen. Wenn er jedoch zu Hause war, hatte er Sehnsucht nach Johanna.
„Manchmal”, hörte er sich sagen, “habe ich schon gedacht, dass es erniedrigend ist, wie wir es tun müssen...”
Johanna merkte, wie ihr heiß wurde. Sie wusste, dass sie dann gewöhnlich rote Flecken im Gesicht und am Hals bekam und war froh, dass Carl es nicht sehen konnte.
„Was meinst du?”
„Ich möchte die ganze Nacht mit dir zusammen sein. Oder den ganzen Tag. Und ich möchte mich nicht immer umschauen müssen, wenn ich mir dir rede, ob uns vielleicht gerade jemand sieht oder hört...”
„Glaubst du, dass Keto etwas ahnt?”
„Ich weiß, dass ich anders zu ihr bin, seit ich dich kenne.“ Er lachte und es klang irgendwie selbstzufrieden. “Sie denkt, dass ich zurzeit besonders rücksichtsvoll bin.”
„Und? Hat sie recht?”
Er zögerte: “Es ist wahrscheinlich das schlechte Gewissen, verstehst du?”
“Ich möchte auch Tag und Nacht mit dir zusammen sein, Carl - aber wolltest du nicht, dass wir uns nicht mehr sehen?”
„Wieso?”
„Du hast gesagt, dass du Zeit fürs Geschäft ...”
„Das war nicht so gemeint.”
„Vielleicht könnten wir ein paar Tage wegfahren?”
„Ja. Das wäre schön.“

Sie wussten beide, dass das nur so dahin gesagt war. In Wahrheit gab es keine Chance für sie, so etwas zu tun. Eigentlich gab es überhaupt keine Chance für sie. Alles war auf Betrug aufgebaut. Deshalb war es auch besser, nicht darüber nachzudenken und nicht darüber zu reden.

Dann freilich wurde ihm bewusst, dass all das, was sie jetzt beschäftigte, auf ihrer Liebe beruhte. Die war schuld daran, dass sie logen und betrogen, ihre Kinder und ihre Arbeit vernachlässigten, ganz selbstverständlich und ohne wirkliche Skrupel. Das alles war die Liebe schuld. Aber er hatte in diesem Augenblick keine Ahnung, wie er es Johanna sagen sollte, dass sie beide keinerlei Schuld traf. Im Grunde wusste er auch nicht, was es genutzt hätte.

„In Prag musste ich an dich denken“, sagte Johanna. „Es war seltsam mit all diesen fremden Menschen um mich herum. Ich musste an uns beide denken, was wir mit unserem Leben machen.”
„Weiß du“, sagte Carl, „ich will alles haben: dich und meine Arbeit und...”
Aber mehr zählte er nicht auf.
Eigentlich sollte sie jetzt danach fragen, ob er wirklich noch ein Kind wollte, weil Keto davon gesprochen hatte. Stattdessen fragte sie, eine unüberhörbare, hautwarme Gier in ihrer Stimme: “Willst du mich sehen?”
„Ja. Ich will dich vögeln.”
Er betonte es mit einer solchen inneren Bewegtheit, dass es keinen Zweifel daran geben konnte.
„Ich will dich auch”, sagte Johanna etwas leiser, weil sie fürchtete, sonst das Geräusch des sanften Regens zu übertönen.
„Vielleicht kann ich mich heute Abend für eine Stunde frei machen?”
„Ja. Gut. Wo?”
„Im Geschäft. Ich sage Keto, dass ich noch etwas fertig machen muss.”
„Ich liebe dich!“ sagte sie.
Und obwohl Johanna es in den Hörer geflüstert hatte, war sie über sich selbst erschrocken, wie über einen Fauxpas, der ihr in einem Meeting unterlaufen war.
Doch ohne zu zögern sagte nun auch Carl: “Ich liebe dich, Johanna. Ja. Ich liebe dich!”
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27
Feb
2009

Ein Beamter oder: Wie kommen wir da wieder raus?

Johanna Schwerin und Grasshoff (der 3. Erzählstrang der 'Reichstage') sind auf eine Art und Weise in der bundesrepublikanischen Botschaft in Prag gelandet, die ich gar nicht näher kommentieren will. Wir schreiben das Jahr 1989. Der chaotische September. Die Frage ist also: wie kommen die da wieder raus?
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Der erste Botschaftsmitarbeiter, der ihnen in dem Gewimmel über den Weg lief, war zur Verstärkung aus der Bonner Zentrale abkommandiert worden. Er kannte Grasshoff, führte sie durch das überfüllte Haus in den ersten Stock und präsentierte ihnen vom Balkon des großen Empfangszimmers die Situation auf dem Außengelände des Palais.

Johanna sah unter sich ein Flüchtlingslager mit einer tausendköpfigen Menschenmenge. Genau der richtige Platz, um Geschichte zu machen! dachte sie: Wäre ich der deutsche Außenminister und hätte denen da unten was zu sagen, würde ich es von diesem Balkon aus tun.

„Ihre Anwesenheit”, sagte der Beamte mit Blick auf sein Flüchtlingslager, “widerspricht ein wenig den Gesetzen der Logik und der Diplomatie.”
Seine Stimme klang heiser und ab und zu schlichen sich kleine Pausen zwischen zwei Satzteile, die darauf schließen ließen, dass der Mann vom vielen Reden erschöpft war.
Grasshoff wusste, dass sie gemeint waren und setzte an, um etwas zu erklären. Aber der Diplomat winkte erschöpft ab. “Lassen Sie. Ich werde es sowieso nicht verstehen. Oder gleich wieder vergessen. Sie glauben nicht, was hier los ist und was man hier zu hören bekommt. Sagen Sie einfach, was ich für Sie tun kann. Sie wissen, die Botschaft ist dicht. Der normale Amtsbetrieb lahm gelegt. Es gibt keinen Raum, wo man ungestört wäre. Also sage ich Ihnen besser gleich, dass ich im Grunde nichts für Sie tun kann. Wie sind Sie eigentlich hier rein gekommen? Ist das Ihre Begleiterin? Angenehm. Nein, nennen Sie mir nicht Ihren Namen. Das haben heute schon tausend Leute getan. Das ist ein Irrenhaus hier. Aber ich sage Ihnen trotzdem was: Wenn wir durchhalten, zum Beispiel, weil gegen jede Erwartung die Klos nicht endgültig verstopfen, dürfen wir am Ende noch behaupten: Wir sind dabei gewesen!”

Für einen Moment gönnte er sich ein selbstzufriedenes Lächeln darüber, dass er das bekannte Goethezitat hatte anbringen können. Er erwartete freilich, dass man es als solches erkannt und die Anspielung verstanden hatte.
„In der Masse”, sagte Grasshoff leise, “löst sich die Schönheit der Freiheit am schnellsten in Scheiße auf. Verzeiht die Drastik!”
Johannas Gesicht drückte Abwehr aus, obwohl sie im Grunde dasselbe dachte.

Der Mitarbeiter des auswärtigen Amtes war groß, schlank und gepflegt, wie es in der Schicht der Ministerialbeamten üblich war, mit einem fein ziselierten Karrierekopf und einer tiefsitzenden zarten Brille mit halben Gläsern, durch die ausnahmslos kluge, aufmerksame und – sofern es angebracht schien – auch mitfühlende Blicke fielen. Zu einer hellen Bundfaltenhose trug er ein blütenweißes Hemd mit kleinteilig getupfter gelbblauer Krawatte. Er wirkte wie aus einem Modejournal entsprungen und strahlte zugleich eine Ruhe und Zuversicht aus, bei der man eher an einen Offizier des Britisch Empire denken mochte. Johanna sah jedoch auch die Schatten unter seinen Augen, die übermüdet mit dem grellen, unsteten Licht kämpften.

„Eigentlich wollen wir raus”, sagte Grasshoff.
„Raus? Nichts leichter als das. Raus ist einfach. Das Reinkommen nicht, wie man hört. Aber den hier anwesenden Massen nach zu urteilen, ist das kaum mehr zu glauben. Raus wollen Sie? Aber gern. Zwei weniger auf diesem Seelenverkäufer. Da sag ich nicht nein. Kommt, ich bringe euch zur Tür. Die draußen, von tschechischer Seite, werden sich zwar wundern, aber ihr habt ja westdeutsche Pässe. Die haben Sie doch noch? Oder?”
„Ja.”
„Natürlich.”

Wohin sie auch in dem einstigen Palais kamen, überall warteten Menschen. Ohne erkennbare Ordnung, ohne äußeren Anlass. Die Stimmen waren gedämpft. Nur die der Kinder anerkannten keine Restriktion, sondern schlugen schrille vertikale Schneisen in die Monotonie des allgegenwärtigen Gemurmels. Gerüche von Bohnensuppe, die durchs Haus zogen, zugleich ein penetranter Urin und Schweißgeruch, dem schon der stechende Dunst von Desinfektionsmitteln auf den Fersen war. Es war seit Tagen heiß. Eine Frau bat um etwas Wasser für ihre Mutter. Ein älterer Mann fragte nach Zigaretten. Zwei junge Mädchen boten ihre Hilfe bei der Zubereitung der Mahlzeiten an. In einer Ecke wurde diskutiert, ob es in der DDR wirklich so schlimm gewesen sei.

“Wer den Sozialismus verlässt”, sagte ein Mann mit wirrem Haar und Vollbart eher zweideutig, “weiß, was er tut.”
„Wie viele Menschen sind in der Botschaft?”
Johanna fragte es über die Schulter des Beamten hinweg, der sich auf dem Weg zur Pforte beharrlich weiter voran schob.
„Wir verhalten uns in dieser Frage mittlerweile wie Börsenmakler und geben Kursdaten nur noch mit genauer Zeitangabe. Heute Mittag 12 Uhr 15 waren es eintausend siebenhundert. Wenn unsere Zahlen stimmen, was Sie bezweifeln dürfen. Stündlich kommen etwa fünfzig hinzu.”
„Wie soll es weitergehen?”
„Weiter? Na, es kommen immer mehr, und es wird verhandelt. In Bonn, in New York beim Außenministertreffen, in Ostberlin. Der Druck im Kessel steigt. Wenn wir hier zu zwo fünf sind, maximal drei, knallt's. Da ist einfach nichts mehr zu organisieren bei der Enge und bei den Möglichkeiten, die wir haben. Im Grunde können wir froh sein, dass die tschechische Seite sich weitgehend raus hält und hier nicht mit Panzern auffährt, wie es die Herren in Ostberlin gerne hätten. Aber lange geht das nicht mehr, weil, die wollen keine Eskalation hier haben, die haben ihre eigene Bürgerbewegung und sind nicht scharf auf eine importierte.”

Er war stehen geblieben, um ihnen die Situation stilgemäß auseinander zu setzen. So viel Zeit musste sein. Seine schönen, sonnengebräunten, makellos manikürten Hände ordneten dabei mit kleinen, pointierten Bewegungen die Verhältnisse. “Da sind die draußen, die unbedingt rein wollen, und da sind die, die schon drinnen sind, für die das Stückchen Freiheit, in das sie sich gewagt haben, schon schwieriger zu werden beginnt. Und da ist die Ostberliner Regierung, die alles zurückdrehen möchte, den ganzen Film der letzten Wochen und das belichtete Material vernichten. Die tschechoslowakische Regierung ist auch bald so weit, muss aber auf den Wirtschaftsriesen Bundesrepublik Rücksicht nehmen. Ganz anders etwa als die DDR, die glänzend verdient an ihrem Rumpfteil deutscher Nation. Und da ist die Bundesregierung, die irgendwie ihre Kapazitäten an Auffanglagern auslasten muss. Und zum Schluss ist da unser kleines Teamchen von Animateuren im Palais Lobkowicz...”

„Roulette mit mehreren Kugeln”, warf Grasshoff ein.
Der Mann lachte anerkennend, Johanna hingegen blieb ernst. Die Drei blockierten seit einiger Zeit den Durchgang, aber niemand beschwerte sich. Man hörte lieber zu, wie Kinder einer Unterhaltung, bei der ihr Name gefallen war.
„Zurückschicken geht nicht, von wegen Grundgesetz und so. Sind schließlich Deutsche. Bleiben können Sie auch nicht. Das gibt Typhus und Cholera und was weiß ich... Da brauchte es nicht mal hohe Temperaturen. Sie einfach raus lassen geht nicht für die DDR. Unmöglich, weil, dann kommen noch mehr nach.” An der Tür hielt der Beamte inne. Ihm schien noch etwas eingefallen sein. “Was wollten Sie eigentlich hier? Wollen Sie mir das nicht verraten?” Die beiden schauten sich mit ratlosen Gesichtern an, als wunderten sie sich über eine taktlose Frage. “Sie haben Geschäfte in Prag, Dr. Grasshoff - ein Joint Venture, nicht wahr?”
„Wir haben heute den Vertrag unterzeichnet. Frau Schwerin vertritt das Bankenkonsortium. Sie war mir bei der Abwicklung sehr behilflich.”
„Was mich noch interessieren würde: Wie war die Atmosphäre? Haben die Genossen einen Eiertanz aufgeführt? Die können doch nicht so tun, als wäre nichts – oder doch?”
„Oh, die Herren schienen durchaus kribbelig. Man konnte merken, dass sie fürchteten, die politische Lage könnte sich auf die Geschäfte auswirken.”
„Hatten Sie selbst Bedenken deswegen?”
„Sollte ich? Alles war mit dem Auswärtigen Amt abgestimmt, mit unserem, wohlgemerkt.”
Der Beamte lächelte vielsagend. “Wir geben keine Garantien für die Zukunft.”
„Genau wie ich!“ gab Grasshoff zurück. „Genau wie ich.“
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24
Feb
2009

Das tun nur die Deutschen

Gestern am späten Abend die alten Bilder auf NDR: wie die DDR-Flüchtlinge in der Tschechoslowakei in Scharen versuchen, über den rückwärtigen Zaun der westdeutschen Botschaft in Prag zu klettern, Männer, Frauen, Kinder, um auf nicht-sozialistischen Boden zu kommen, in die Freiheit, die sie sich wünschen.

Das trifft mich unversehens wie eine kleine Schockwelle. Denn seit ein paar Tagen arbeite ich wieder an diesem Kapitel in meinem Roman 'Reichstage' - nachdem ich bereits vor Jahren vor Ort recherchiert habe. Ich habe außen vor dem hohen Eisengitter gestanden und ich wurde von einem freundlichen Mitarbeiter der Botschaft durch die Räumlichkeiten und den Garten geführt, der gar nicht so groß ist und damals doch Tausende von Menschen beherbergen musste.

Ich durfte auch auf den Balkon, von dem der damalige Außenminister Genscher den Wartenden noch in der Nacht mitgeteilt hatte, dass ihre Ausreise unmittelbar... und der Rest ging fast schon in unglaublichem Jubel unter.

Ich gebe hier einmal den Anfang des Kapitels ins Netz, der, untypisch für den Roman, einer Nebenfigur für einen Moment eine eigene Perspektive gibt: es ist András, einer der tschechoslowakischen Polizisten, die zur Sicherung der Botschaft eingesetzt sind.

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Ein Katz und Maus-Spiel! Von allen Seiten tauchten die Deutschen aus der DDR auf und versuchten aufs Botschaftsgelände zu kommen. Als vorne endlich dicht war, begannen sie hinten über den Zaun zu klettern. András gehörte zu den tschechischen Polizisten in Uniform, die die westdeutsche Botschaft im Palais Lobkowicz bewachten. Dazu kam eine Reihe von Kollegen in Zivil. Trotzdem verstand er nicht, was er offiziell mit diesen Leuten tun sollte. Er und seine Kollegen konnten zwar einige davon abhalten, für eine Stunde oder einen Tag, wenn’s hoch kam. Aber dann versuchten sie es erneut, mit neuen Tricks und mit noch mehr Entschlossenheit.

Die umliegenden Straßen waren inzwischen durch Autos und Motorräder mit dem DDR Kennzeichen praktisch unpassierbar geworden. Man hatte sie einfach stehen lassen, sobald es nicht mehr weiter ging. Vor dem hohen Gitter, das den Garten der Botschaft umgab, lagen Haufen von sperrigen Gepäckstücken, Koffer, Taschen, Kinderwagen, unnütz gewordenen Ballast.

Mittlerweile kamen jeden Tag Hunderte. Obwohl András den Befehl hatte, einzugreifen, wenn jemand an ihm vorbei wollte, breitete er nur die Arme aus, als wollte er die Gänse des Großvaters scheuchen, wenn sie wieder einmal in den Hausgarten eingebrochen waren. Dabei war es schon damals, für den kleinen Bub, eine schier unlösbare Aufgabe gewesen. Die eigensinnigen Tiere ließen sich nur begrenzte Zeit in Schach halten.

András war jetzt seit 17 Jahren Polizist. Er war mittelgroß und hatte einen dunklen Bartwuchs, der sein Gesicht älter machte. Seit einigen Jahren litt er unter Durchblutungsstörungen in den Beinen, was seine Bewegungen nach langem Stehen steif wirken ließ. Am liebsten würde er einfach weggehen. Er war der unsinnigen Befehle müde, und er fühlte auch keine Kraft mehr, so etwas wie Aktivität vorzutäuschen, wenn ein Offizier in der Nähe war. Er war der Beschimpfungen müde, die er von beiden Seiten des Zauns erdulden musste, ohne sie genau zu verstehen. Er versuchte den schlimmsten Handgreiflichkeiten zu entgehen – und er hütete sich zu lange den Blick darauf zu richten, was für Szenen sich dort im Garten der Botschaft abspielten. Er verstand nicht, wie es dazu hatte kommen können.

Wieder bog eine ganze Familie in den Weg ein, der zwischen dem Botschaftszaun und dem Burgberg verlief. Sie wurde von einem noch relativ jungen Mann angeführt, der ein buntkariertes Hemd trug, das auch András für einen schönen Sonntagnachmittag am Moldauufer gefallen hätte. Draußen vor der Stadt, wo man sich nicht zwischen den Touristen verlor. Wo die Kneipen nicht so teuer waren. Der Mann schob im Laufschritt einen geschlossenen Kinderwagen vor sich her, so schnell man das über den grob gepflasterten, von Gräsern durchbrochenen Weg nur konnte. Ein paar Meter hinter ihm lief seine Frau mit einem kleinen Jungen auf dem Arm, den sie fest an sich drückte. Die Frau trug ein leichtes weites Sommerkleid, dessen Rocklänge ihr nun beim Laufen hinderlich war. Immer wieder verfing sich der Stoff zwischen ihren Beinen, sodass sie für einen Moment eine Hand von dem Kind lassen musste, um das Kleid zu Recht zu ziehen. Einzelne Strähnen der langen braunen Haare klebten ihr im Gesicht. Als sich für einem kurzen Moment ihre dunkel glänzenden Augen mit András‘ forschendem Blick kreuzten, sah er einen abgehetzten, ängstlichen Ausdruck, der ihn gleich für sie einnahm.

Am liebsten möchte er zu ihr sagen, dass sie keine Angst vor ihm zu haben braucht. Stattdessen breitete er mit einem unverständlichen Lächeln, das um Vergebung bettelte, erneut die Arme aus und zischte im Stakkato der in Fleisch und Blut übergegangenen Befehle: “Das ist Sperrgebiet! Hier können Sie nicht durch! Gehen Sie von hier fort, bitte!“
Doch auch diese Menschen waren nicht anders als die anderen: Sie verstanden sein Tschechisch nicht. Sie hörten auch gar nicht zu, sondern versuchten gleich über den Zaun zu klettern. Und auf der anderen Seite warteten schon irgendwelche DDR-Deutsche, um ihnen dabei zu helfen.

Von der Straße her tauchte erneut eine Gruppe auf. Darunter eine dicke ältere Frau. András hatte keine Vorstellung, wie man die über den Zaun hieven wollte und hatte sogar ein bisschen Angst davor, dass man es versuchen würde. Der Familienvater hockte mittlerweile oben auf dem Zaun, der mindestens zwei Meter hoch und mit Spitzen bewehrt war, und nahm das Kind entgegen, das seine Frau ihm so weit wie möglich entgegen reckte.
András hätte sie eigentlich abdrängen müssen. Aber das brachte er nicht fertig. In der Schule hatten sie einmal einen Film über die Deutschen im Krieg sehen müssen: die Besetzung des Landes, die Herrschaft der Gestapo, die Vernichtungslager. Das, was ich hier tun müsste, fuhr es ihm durch den Kopf, das tun nur die Deutschen.
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11
Feb
2009

Eine Liebesszene

Budapest im Sommer 1989. Rosalind van Achten und Tom Boeder sind nach Ungarn gekommen, um Belle und Frederik zu suchen. Rosalind in der Hoffnung, Auskunft über den Verbleib eines Päckchens zu erhalten. Tom um Belle wieder zu sehen, die mit dem Ostdeutschen mitgegangen ist.
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Zurück im Hotel telefonierte Rosalind trotz der späten Stunde mit ihrem Mann, erzählte von den Ausstellungen, die sie gesehen hatte, und sagte ihm, dass sie noch ein paar Tage bleiben wolle. Tom hätte längst seine Mutter anrufen sollen, wagte es aber nicht, aus Angst vor schlechten Nachrichten.
Sie hatten sich zwei nebeneinander liegende Zimmer geben lassen, die durch eine Tür miteinander verbunden waren. Eine Familiensuite. Tom war frustriert und abgekämpft auf sein Bett gesunken und bald eingeschlafen.

War es denn sein Bett? Einmal glaubte er nicht allzu weit entfernt eine leise, nicht besonders wehmütige Liedstimme zu hören. Nur einen Vers. Einen kaum wahrnehmbaren englischen Akzent. Einmal stand eine Frau mit dem Rücken zu ihm, in ruhiger Sachlichkeit glitt ihr Rock zu Boden. Ein andermal glaubte er neben sich einen Körper, der unendlich viel Wärme und Anteilnahme versprach. Dann sank er wieder zurück in den unruhigen Schlaf, in dem ihn der Traum verfolgte, der seit seiner Kindheit wiederkehrte und der stets damit endete, dass er durch einen weitläufigen Ostgarten weglief, vor etwas, dass ihn einholen wollte. Da waren Mirabellen. Er hatte ihr aufgeplatztes Fruchtfleisch unmittelbar vor sich. Als er erneut wach wurde, beugte sich eine Frauengestalt über ihn.

„Du hast im Schlaf gesprochen.“
„Wovon?“
„Mirabellen, glaube ich. Das sind diese kleinen gelben oder grünen Früchte, nicht wahr? Kann das sein?“
„Ja.“
„Es war kein schöner Traum, so viel war zu hören. Warum träumst du ausgerechnet von Mirabellen, Tom?“

Er erzählte es ihr. Rosalind umarmte ihn und er versuchte, irgendetwas von dieser Geste festzuhalten. An den sicheren Bewegungen, mit denen sie ihm begegnete, merkte er, dass sie viele Liebhaber gehabt hatte. Und wieder kämpfte er mit dem Gefühl, keinen Halt zu finden. Eine Zeitlang befand er sich erneut inmitten eines dunklen Traums.
Irgendwann im Verlauf dieser Nacht entfernte sich Rosalind, um zu telefonieren - jedenfalls erwachte er von dem Geräusch, als ein Hörer aufgelegt wurde. Erst nach einer Weile wurde ihm klar, dass er davor Stimmen gehört hatte, nein, eine Stimme, die mit einer anderen sprach. Als Rosalind zurückkehrte, zündete sie sich eine Zigarette an und legte sich wieder zu ihm.
„Was ist los mit dir, Tom?“

Sie wartete eine Antwort nicht ab, sondern küsste ihn - zunächst erschien es wie eine kindliche Geste - auf den Mund. Tom schmeckte den warmen, schläfrigen Rauch. Mit der freien Hand griff sie nach seinem Glied wie nach einem neu entdeckten Spielzeug, das man ausprobieren will. Tom strich über die dünn und gläsern wirkende Haut ihrer Beckenknochen, die ihm sehr schön vorkamen. Dann beugte er sich schon über ihren leicht gerundeten Bauch und faltete, seiner eigenen wachsenden Erregung zum Trotz, die äußeren Hautfalten ihres Geschlechts auseinander. Als er den kleinen, glänzenden Knoten mit seinen Lippen bedeckte, den er dort gefunden hatte, sog Rosalind hörbar den Rauch der Zigarette ein. Er fühlte ihre Reaktion bis in die Spitze seines Glieds. Wie sicher ihre Gesten und Bewegungen waren, ohne Hast und ohne Zweifel. Er war jetzt voller Dankbarkeit und nahm dennoch, nachdem er merkte, dass sie ihm schon zuvorgekommen war, wenig Rücksicht: ganz so, als wäre Rosalind die unglückliche Botin einer schlechten Nachricht, für die sie nun die Strafe einstecken müsste. Zugleich hatte er das Gefühl, dass ihr gerade das gefiel.

Als sie später aus ihrem Bad zurückkehrte, war ihr glattes Haar nass und dunkel. Der Bademantel sprang auf und gab ein geometrisch abgeteiltes Stück Haut frei, als sie sich zu ihm aufs Bett setzte. Sie hatte einen schönen kleinen Mund, schmal und formbar.

„Weißt du“, sagte Rosalind zu ihm: „vor Jahren hat mich ein Mann sicher fünfhundert mal gefragt, ob ich mit ihm schlafen wollte. Und ich habe ihm ebenso oft geantwortet: ‚Nein. Sicher nicht!‘ Das war unsere ganze Konversation. Aber er fragte immer wieder: ‚Schläfst du mit mir?‘ Und ich antwortete jedes Mal: ‚Nein. Sicher nicht!‘ Beim dreihundertsten Mal merkte ich, dass es mir nicht mehr lästig war, jeden Tag gefragt zu werden. Ich glaube, ich wartete darauf. Um die vierhundert herum wurde es vergnüglich. Ein Spiel. Aber dieser Mann fragte unentwegt weiter. Jeden Tag. Ich fing tatsächlich an zu vermuten, dass er der richtige Liebhaber für mich sein könnte. Bei fünfhundert merkte ich, dass mich seine Frage erregte. Da kannten wir uns zwei Jahre, und er nahm es in dem Moment gar nicht richtig wahr, als ich ihm mit ‚Ja!’ statt mit ‚Nein!’ antwortete.“

„Warum erzählst du mir das?“
„Du willst doch Belle?“
„Ist das so schwer zu verstehen?“
„Ich habe das Gefühl, dass du noch andere Dinge im Kopf hast...“
„Wirst du Belle von uns erzählen?“
„Keine Sorge, du wirst es ihr selbst sagen.“
„Warum hast du mit mir geschlafen?“
„Oh, wir Engländer haben eine Schwäche für tragische Helden.“

Was war mit ihm getan worden? dachte Tom. Oder: Was hatte er getan? War er Täter oder Opfer? Und was war das für eine Welt, in der man das nicht mehr zuverlässig in Erfahrung bringen konnte?
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10
Feb
2009

Dass das Herz durchhält

Sein Blut hatte zu wenig Sauerstoff transportiert. Daher die Müdigkeit in den letzten Wochen. Die Hausärztin hätte die Krankheit früher erkennen müssen. Aber auch Tom war klar, dass sein Vater nicht freiwillig in ein gottverdammtes Krankenhaus gegangen wäre; ob nun zum Sterben oder nur zum Zweck irgendeiner Untersuchung.
„Es kommt darauf an“, hatte der behandelnde Arzt am Anfang noch erklärt, „dass das Herz durchhält.“

Tom hatte während dieser Tage die Arbeit seines Vaters gemacht und an Belle gedacht, die mit Frederik herumzog. Morgens brachte er die Mutter ins Krankenhaus, nachmittags holte er sie wieder ab. Zuhause musste er dafür sorgen, dass sie etwas aß und sich hinlegte, weil sie noch weniger schlief als sonst. Im Betrieb fehlten zwei von vier Frauen, die im Verkauf arbeiteten. Die eine war in Erziehungsurlaub, die andere hatte eine Sehnenscheidenentzündung und beide Unterarme in Gips. Tom musste sich mit Aushilfen herumschlagen, um den Verkauf kümmern und ums Büro.

Es war kein großes Krankenhaus, und die Intensivstation hatte bescheidene Ausmaße, nur drei oder vier Räume. Georg Boeder war schon vom Gang aus durch eine Glasfront zu betrachten, ausgestellt wie in einer Vitrine. Wenn Annelie Boeder auf die Intensivstation kam, musste sie erst einen Kittel und Plastiküberschuhe anziehen, dann durfte sie zu ihrem Mann.

Als Tom den Vater das erste Mal in der Klinik besuchte, war noch eine junge Schwester im Raum. Sie trug den üblichen Schwesternkittel, aber ihre sonnengebräunten Beine steckten in weißen Sportschuhen mit dicker Gummisohle. Der Vater selbst wirkte größer als in seiner Erinnerung und hatte in dieser Umgebung an Bedeutung gewonnen: der Monitor für die Herzstromkurve, die vielfarbigen Signallampen, der Infusionsständer, die Schläuche für die Sauerstoffzufuhr, der EKG Schreiber, optische und akustische Funktionsanzeigen - es war eine Tatsache, dass diese Maschinen nur für ihn da waren.

„Sie können ihn ruhig anfassen“, sagte die Schwester, die eine freundliche helle Kinderstimme hatte.
Dennoch scheute sich Tom, den Körper zu berühren. Eine halbe Armlänge neben ihm blieb er stehen. Unter dem Laken gurgelte plötzlich etwas wie die letzten Wasserdampfstöße einer Kaffeemaschine. Gleich darauf zog süßlicher Gestank durch den Raum. Tom deutete auf die Stelle, wo der Geruch seiner Meinung nach herkam.
„Ich glaube, er hat was gemacht.“
„Dann gehen Sie bitte für einen Moment raus, damit wir Ihren Vater versorgen können.“
Als er auf dem Gang hinaustrat, um dort zu warten, dachte er wieder an Belle. Was war mit Belle?

Schon nach dem zweiten Besuch wusste er nicht mehr, was er im Krankenhaus sollte. Die Maschinen waren die Einzigen, die Zugang zum Vater hatten. Auch die Mutter sagte: „Man kann nichts für ihn tun.“
Trotzdem saß oder stand sie neben seinem Bett, die kühle Hand ihres Mannes hatte sie in ihre Hände genommen. Manchmal rief sie seinen Vornamen, als wollte sie ihn aus einem Mittagsschläfchen zum Nachmittagskaffee rufen.

Warten. Das hatten die Ärzte der Mutter als erstes beigebracht.
Tom hatte sich seit einiger Zeit bei dem Gedanken ertappt, ob es nicht besser wäre, wenn der Vater stürbe. Er dachte an das Leid seiner Mutter, er dachte an dieses aufwendige Hin und Her und er dachte daran, dass der Oberarzt angedeutet hatte, dass der Vater nie wieder ein normales Leben würde führen können – was immer das heißen mochte. Irgendwie kam es ihm vernünftig vor, wenn sein Vater stürbe, da seine Zeit abgelaufen war. Danach würde man alles in Ruhe ordnen und Lösungen finden. Man brauchte auf nichts mehr Rücksicht nehmen. Jedenfalls nicht auf den engstirnigen Geiz des Vaters, nicht auf seinen Starrsinn, den auch die Mutter immer wieder beklagt hatte, seine Intoleranz, seine schroffe Art, seine Abgestumpftheit, was neue Entwicklungen – nicht nur in der Floristik – anging, seine unbegreifliche Selbstgerechtigkeit und seine ewige Ablehnung gegenüber seinem einzigen Sohn…
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6
Feb
2009

Gemachte Anmut?

Anfangs tourte sie in ihre eigenen Entwürfe gekleidet durch die Kölner Szene. Vernissagen, Partys, PR-Highlights. Alles, was es so gab. Hoch erhobenen Hauptes bewegte sie sich durch das Gewisper und Geschwätz, mit den unerklärlich gerade zurückgenommenen Schultern des gelernten Models, aus denen die Arme nicht etwa sinnlos herab fielen, sondern sich als Teil einer staunenswerten Anmut präsentierten.

Das war es auch, was Tom geradezu magisch anzog und Belle durch die Innenstadt bis zu ihrem Laden im Belgischen Viertel folgen ließ: diese andere Art sich zu bewegen. Doch als er Belle einmal davon erzählte, lachte sie nur.
"Was du gesehen hast, ist nichts als der Ausdruck unerbittlichen Drills. Was du natürliche Anmut nennst, ist in Wirklichkeit Handwerk.“
Tom war geradezu empört über diese Abwertung: „Das glaube ich nicht. Nie und nimmer! Und das will ich auch nicht glauben, Belle! Es gehört zu dir! Sicher ist es angeboren! Tausend Prozent!"
Belle schaute ihn mit einem leicht spöttischen Ausdruck im Gesicht an. „Der Gedanke gefällt dir nicht, weil du ein Mann bist. Weißt du, Tom, offensichtlich ist dir da etwas entgangen. Du hast mich nie diesen Drill trainieren sehen.“
„Aber wenn ich sehe, wie du dich bewegst… ja es ist angeboren! Das ist so ganz und gar offensichtlich!“ Dann überlegte er noch einmal. „OK, eigentlich ist es mir auch egal, wie es entstanden ist. Oder?“

Die Beine Stück um Stück einander leicht kreuzend nahm ihr Schritt die Bewegung des ganzen Körpers auf, erwies sich nicht bloß, da es aufdringlich wirken müsste, als simple Fortsetzung nur eines Teils der Muskulatur, und sei dieser, Hüfte, Becken oder Gesäß, im Einzelnen auch noch so beeindruckend –

Mit unbeirrbarer Sicherheit nahm sie auf diesen Runways ihren Weg. Kein Flash, der sie erschreckte, keine Kamera, die sich enttäuscht abkehren musste. Belle schien den Augenblick vorauszusehen, wenn eine Linse es darauf anlegte, mit ihr zu plaudern. Erst im Verlauf des zweiten Jahres, als man ihr mehr und mehr Einladungen ins Haus schickte, schraubte sie das Tempo etwas zurück.

Einmal hatte sie ihm ihre Setcard gezeigt, aus ihrer aktiven Zeit als Model, mit einer Mischung von Stolz und Selbstzufriedenheit und ein paar selbstkritischen Anmerkungen.
93-62-92

Während Tom darin blätterte und sich die Fotos ansah, stand sie in ihrem Ankleidezimmer, das einen beachtlichen Teil des Schlafzimmers einnahm. Ein Raum, der mit hohen Schiebetüren abgeteilt war, dahinter offene und geschlossene Schränke, ausziehbare Fächer, Kartons, Schubladen. Alles, soweit Tom sehen konnte, fein säuberlich geordnet. Belle war nackt bis auf einen schwarzen Slip und hielt ein dunkelblaues Kostüm prüfend in die Höhe. Sie hatte irgendeinen Termin. Dann wählte sie eine passende Bluse aus, wofür sie eine Weile brauchte. Es war seltsam für ihn, Belle in solche Maße gepresst zu sehen. Belle freilich hatte kein Problem damit.

"Gibt es etwas", sagte sie, ohne sich bei ihrer Auswahl stören zu lassen, "dass selbstverständlicher ist in unserer Branche, dass unmittelbarer Auskunft gibt über die Verhältnisse, als die nackten Zahlen, die Konfektionsgröße und Industrienorm betreffen?" Danach lachte sie ein kleines selbstironisches Lachen, das selten bei ihr war und Tom unangenehm berührte. Belle bemerkte es. "Du bist ein Romantiker, Tom. Oder noch schlimmer: ein melancholischer Mensch! Laufsteg, Runway, Catwalk, das heißt nicht viel und meist ist es eher banal. Figur und was du darunter verstehst - das ist gut und schön, aber was mich angeht, mein Lieber, war der Schlüsselreiz für die Branche nicht so sehr mein Körper, sondern mein Haar! Meist bin ich gebucht worden, weil man diesen Latino-Typus mit europäischem Einschlag wollte."

Ihr Haar war nachtschwarz, von ungemein kräftiger Struktur und zeitweise überaus störrisch. Belle erlaubte ihm ab und an, ihr behilflich zu sein, wenn sie es wusch. Tom war dann glücklich. Er liebte es, die Fülle aus ihrer sanft gewölbten Stirn zu streifen zu einem Helm, der bis über die Schultern reichte. Reichlich warmes Wasser. Noch mehr warmes Wasser. Belle schloss in Wonne die Augen. Die Kraft der Spiralfedern schien für kurze Zeit gebändigt.

Mit nassen, gebändigten Haaren maß sie eins sechsundsiebzig. Dazu kamen sechzig Kilo Idealgewicht, verteilt auf die heilige Dreieinigkeit.
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23
Jan
2009

Ein Essen in Budapest, Sommer 1989

Als Belle am nächsten Morgen aufwachte, war sie wieder allein. Von irgendwo jenseits der Häuserzeile dröhnte gleichmäßig ab- und anschwellender Verkehrslärm. Es war wieder sehr warm, sodass Belle ihr alltägliches Fitnessprogramm schnell hinter sich brachte. Sie frühstückte im Hotel und erkundigte sich an der Rezeption nach einer Buslinie, die ins Zentrum fuhr. Dort bummelte sie eine Weile ziellos durch die Innenstadt mit ihren Läden und Boutiquen. Doch wo die Touristenströme zusammen kamen, standen Billigklamotten und ungarische Folklore im Vordergrund, die Sissi-Filme der 50er-Jahre. Bald hatte sie keine Lust mehr. Lieber wäre sie jetzt mit Frederik in irgendeinem Flüchtlingslager gewesen. Weil sie Hunger hatte, fragte sie eine sorgfältig gekleidete, schon weißhaarige Dame nach einem guten Restaurant.

Die Dame verstärkte den feinen, leicht blasiert wirkenden Gesichtsausdruck habsburgischer Bourgeoisie und taxierte die hoch gewachsene junge Frau, die sich in einem rostroten Spencer und einem kurzen schwingenden Hosenrock von derselben Farbe präsentierte.
Ein hübsches Kind immerhin! mochte die alte Dame denken: Touristin. Meinetwegen. Aber nicht so ordinär wie diese in Horden. Ja sie würde ihr antworten. Sogar in habsburgischem Deutsch.

“... mein Kind, aber da sind Sie hier natürlich ganz falsch. Hier essen die Touristen oder die Geschäftsleute. Das sagt ja wohl alles. Die schlingen runter, was man ihnen vorsetzt, das kennt man ja. Verdirbt im Handumdrehen die Preise. Was schlimmer ist: die Qualität. Was kann ich Ihnen da empfehlen? 'International' werden Sie nicht essen wollen - also ungarisch, habsburgisch zumindest. Ein kleines Lokal? Wohl kaum. Sie wollen nicht einfach nur satt werden, Sie wollen auch etwas zu sehen bekommen. Also einen großen Raum, gut überschaubar, mit Kultur und Tradition. Ja, ich hab's. Nicht gleich um die Ecke. Aber Sie winken sich wohl eine Taxe heran und sagen dem Fahrer: ‘Ins Hungaria!’ Und wehe, er bringt Sie nicht binnen zehn Minuten hin.”

Das Hungaria war am ’Großen Ring’ gelegen. Der Taxifahrer hielt sich sogar an die Zehn-Minuten-Vorgabe. Im Zentrum des Hauses befand sich eine große Halle mit einer umlaufenden Galerie und einem Bereich, der als Restaurant diente, ’Tiefes Wasser’ genannt, weil er wie ein Schwimmbecken in der Tiefe des Raumes eingebettet schien. Die Decken waren mit Fresken geschmückt, die Lampen allesamt prächtige Lüster. Ein verschwenderischer Reichtum an Bronze und Marmor, edlen Hölzern und Kristall. Hundert Jahre nach der Entstehungszeit wirkte freilich alles etwas verstaubt.

Alle Tische waren besetzt. Der Oberkellner empfing Belle mit einer leichten Verbeugung. Ein Mann mit gewohnheitsmäßig freundlichem Gesicht, das an Kinn und Wangen von den dünnen Umrisslinien eines früh ergrauten Bartes in Schach gehalten wurde. Belle erinnerte es an die Buchsbaumbegrenzungen münsterländischer Bauerngärten. (Ihre Lieferantin für Leinen residierte in einer bewusst oldfashioned gehaltenen Manufaktur, die in einem solchen Envirement produzierte, allerdings nach modernen Fertigungsmethoden.)

„Einen Tisch? Möchten Madame speisen? Leider sind noch alle Tische belegt. Befindet sich Madame allein? Darf ich Ihnen vielleicht raten?”

Er geleitete sie hinunter ins ’Tiefe Wasser’, an einen Mitteltisch, wo bereits vier Männer und eine Frau saßen. Das Kopfende des Tisches war noch frei. Der Oberkellner sagte nun ein paar geringfügig klingende Sätze auf Ungarisch zu ihnen. Ein kräftiger Mann mit dem geschorenen Kopf russischer Rekruten war die auffälligste Erscheinung. Jeweils drei dicke goldene Ringe steckten in seinen Ohrläppchen. Er breitete den rechten Arm aus, an dessen Ende eine voluminöse Zigarre zwischen den Wurstfingern klebte, und wies mit einer kraftvollen Gebärde auf das freie Tischende.

“Wieder einmal zeigt uns Arpad”, deklamierte der Mann auf Französisch, “dass die Qualität eines Kellners nicht daran zu erkennen ist, wie er Speisen und Getränke serviert, sondern dass wir von ihm Menschenkenntnis erwarten dürfen. Sie haben gut getan, sich Monsieur Arpad anzuvertrauen. Es ist mir und meinen Freunden ein Vergnügen, Madame.”

Belle lächelte über die hübsche Begrüßung, dankte in ihrem fließendem, akzentfreiem Französisch, nannte ihren Namen und setzte sich.
Arpad deutete erneut eine Verbeugung an. “Darf ich Ihnen die Karte bringen?”
„Ich zöge es vor, wenn Sie mir etwas empfehlen würden. Oder...”, Belle wandte sich ihren Tischnachbarn zu: “Wenn Sie etwas Gutes gegessen haben...?”
„Ach, was soll’s! Nehmen Sie gleich das gekochte Rindfleisch, nicht wahr, Arpad?” empfahl ihr der kleine, hemdsärmelige Mann, der ihr gegenüber saß. Er trug eine Weste, die Belle an einen Spieler erinnerte. Der Mann hieß Andras und hatte eine dunkle Stimme: “Es war ordentlich mürbe. Und wenn Sie ein Leckermäulchen sind, müssen Sie hinterher die Topfenknödel mit Marillenkompott versuchen. Dann ist der Tag nicht ganz verloren.”
Belle nickte. “Gut.”
„Und was trinken Madame dazu?” wollte der Oberkellner wissen.
„Einen Villányir Burgunder. Anderes ist gar nicht denkbar!”
„Aber ich denke, ein trockener Tokaji Szamorodni passt besser!”
„Sie soll probieren.”

Die Frau neben Belle, hob die Flasche Tokaji etwas an. Sie hieß Theresia, war klein und dunkel, schien älter als Belle zu sein und war selbstsicher, aber nachlässig gekleidet. Sie trug zwei einfache bunte Tücher, das eine als Oberteil verschlungen, das andere als eine Art Wickelrock und wirkte dabei so, als wollte sie sagen: Ja ja, ich weiß schon, es geht auch eleganter, aber ich will das nun mal so! Auf einen Wink brachte ein Kellner mit glänzendem Haar ein Rotweinglas. Belle probierte die brombeerfarbene, auf den ersten Blick etwas ölig wirkende Flüssigkeit, die sich aber als trocken, fruchtig und sanft erwies.

Arpad beugte sich eifrig vor. “Eine Flasche vom trockenen Szamorodni?”
„Ja.“
„Woher kommen Sie? Was führt Sie nach Budapest?” wollte Andras von ihr wissen.
Belle wurde zum ersten Mal bewusst, dass gar nicht einfach zu erklären war, was sie hier tat. Sie entschloss sich, dem äußeren Anschein zu folgen. “Ich arbeite in der Modebranche und schaue mich ein wenig hier um.”
„In Budapest?” fragte Theresia, verblüfft und mit einer Spur Ironie.
„Warum nicht? Hier verändert sich zurzeit doch sehr viel. So was kann interessant sein...”
„Woher kommen Sie?”
„Aus Köln.”
„Aus Köln! Und für Sie ist interessant, was sich in Ungarn tut? Sie wollen uns auf den Arm nehmen!”
Belle zögerte, sie hatte nicht damit gerechnet, sich dafür rechtfertigen zu müssen. Dann wiederholte sie, mit einer deutlich wahrnehmbaren Spur Trotz in der Stimme: “Für mich ist es interessant!”
„Wie meinen Sie das, dass sich viel verändere in Ungarn?”
„Na ja, ich habe Bilder gesehen. Das war bei uns in den Zeitungen und im Fernsehen“, sagte Belle, als müsse sie hier daran erinnern. „Also wie Ihr Premierminister den ‘Eisernen Vorhang’...”
„Es war der Außenminister, unser verehrter Gyula Horn!” rief Andras dazwischen. “Aber das sind Kleinigkeiten...”, behauptete er, schaute sich um und grinste unangenehm, als habe er von einer solchen Touristin nichts anderes erwartet.
Belle merkte, wie sie unsicher wurde.
„Also, ihr Land führt den Kapitalismus ein und eine Demokratie nach westlichem Muster... ist das nicht so?”

Als der Kellner mit dem Wein erschien, probierte Belle und ließ auch den anderen einschenken. Dann wurde ihr Essen serviert: zwei Scheiben gekochtes Rindfleisch, sanft überglänzt von dunkler Soße, eine Handvoll tournierte Kartöffelchen und eine kreisförmig aufgeschichtete Portion Möhren und Zwiebeln, die im Fleischsud mit gegart hatten. Für den Moment verschaffte ihr das Ruhe.

Während sie mit Appetit aß, stellte sie ohne sonderliche Betrübnis fest, wie viel in der Welt vorging, ohne dass sie eine Ahnung davon hatte. Tageszeitungen las sie nur am Wochenende. Was sie regelmäßig blätterte waren Nachrichtenmagazine wie der ‚Spiegel‘ und die ‚Zeit‘, die das wichtigste zusammenfassten. Und natürlich Modejournale. Oder sie studierte Designkataloge, die Broschüren der großen Modehäuser und Mustermappen von Stoffherstellern. Und wenn sie sich einmal mit Aspekten der ‘Weltgeschichte’ beschäftigte, war sie meist auf der Suche nach einem Faltenwurf oder einem originellen Accessoire.
Dabei kümmerte sie sich nicht weiter um das Umfeld, sondern löste, was ihr brauchbar schien, aus dem Hintergrund der Gesellschaft, in der es gewachsen war, und transplantierte es, wohin und wie sie es wollte - jedenfalls an ganz anderer Stelle. Nicht der gewachsene Zusammenhang war es, der sie interessierte, sondern nur dessen äußerer Widerschein. Für die neue Kollektion hatte sie sich eifrig und intensiv mit der Kulturgeschichte der Französischen Revolution beschäftigt und ein paar reizvolle Details gefunden.

Bin ich ein oberflächliches, dummes Ding, wenn ich nicht jeden Tag die Leitartikel auswendig lerne? dachte sie. “Wie ist es bei Ihnen: Sind Sie Arbeitskollegen oder Freunde? Oder ist es nur Zufall, dass sie hier zusammen sitzen?”
Andras grinste erneut, als hätte er sich keine schönere Frage vorstellen können.
“Uns alle hier treibt die Sorge um Ungarn. Bisher hatte jeder Ungar seinen Arbeitsplatz. Sie wissen schon, wir haben in der Puszta Schafe und anderes Viehzeug gehütet. Und die, die kein Viehzeug gehütet haben, haben Salami hergestellt. Sie kennen ungarische Salami? Und wer weder Viehzeug gehütet noch Salami hergestellt hat, der hat das habsburgische Erbe bewacht und dazu Geige gespielt. So hatte jeder Ungar seine Arbeit. Für den einen eine bessere, für den anderen eine schlechtere. Aber was wird man denen sagen, die in Zukunft statt einer schlechten gar keine Arbeit mehr haben? Wird es sie trösten, dass es wegen der Einführung der Demokratie notwendig war, die Arbeit zu verlieren?”
Belle schaute von ihrem Teller auf, um anzuzeigen, dass sie soweit verstanden hatte. “Dann sind Sie gegen die Reformen?”
„Andras ist Künstler”, erklärte Theresia mit einem genervten Auflachen, das zeigte, das man in diesen Runde den Einwand schon kannte. „Er ist gegen alles.“
„Ich mache mir halt Sorgen um meine geliebte Heimat!” deklamierte Andras und begleitete seine Worte mit einer raumgreifenden, ironischen Geste. “Was sollen wir Künstler noch machen, wenn alles demokratisch zugeht? Wo bleiben die Ungerechtigkeiten? Schau dir an, womit man sich im Westen als ‘Künstler’ beschäftigen muss.... Schau es dir an! Und du wirst erkennen, wie wunderbar es sich unter Kadar arbeiten ließ. Schau dir die ‘Künstler’ im Westen an!”
„Im Westen?“ fragte Belle, die sich selbst ein wenig als Künstlerin fühlte und hoffte, mitreden zu können.
„Sag es!” forderte Theresia Andras lachend auf. „Und sei nicht so zurückhaltend. Madame glaubt sonst noch, du wärst schüchtern!“
Andras machte zwar eine abwehrende Handbewegung, sagte aber dennoch in einem Ton vollster Überzeugung: „Mit sich selbst! Im Westen beschäftigen sich die Künstler nur mit sich selbst! So ist das nun mal, meine Liebe!“ Er beugte sich über den Tisch und nahm Belle wieder genauer in den Blick. “Aber wir haben ja Erfahrung mit der Planwirtschaft. Da planen wir den Kapitalismus einfach, wie wir ihn brauchen.”

Die anderen schauten sich an und lachten, aber es klang unangenehm sarkastisch. Belle nahm an, dass sie solche Diskussionen schon häufiger geführt hatten. Eigentlich kannte sie das aus ihrem eigenen Freundeskreis: man verstand sich, warf sich die Bälle zu und spielte sie in einer anderen, möglichst überraschenden Richtung weiter. Allerdings wurde nur selten über Politik gesprochen und so gut wie nie ging es um so existentielle Dinge wie Freiheit oder Arbeitslosigkeit oder Demokratie. Allenfalls um Dinge, von denen der eine oder andere annahm, dass sie ihn existentiell betreffen könnten. Ihr fiel jetzt nur die Volkszählung ein. Oder Tom, der das dämliche Knöllchen, das er vor ihrem Laden kassiert hatte, zu einer Einschränkung seiner Grundrechte stilisiert hatte. Wenn sie und Frederik zusammen waren, hatten sie die grundsätzlichen Fragen lieber an sich vorüber ziehen lassen; schließlich gab schon genug andere Fragen zwischen ihnen, auf die nur schwer eine Antwort zu finden war.
“Sind Sie nicht froh, ist es nicht schön, ein paar Freiheiten mehr zu haben?” wagte sie einzuwerfen, weil sie sich ein paar Freiheiten mehr als etwas Schönes vorstellte, das das Leben bunter und lebenswerter machen konnte.

„Ein paar Freiheiten? Ich kenne nicht viele Leute, die in der Lage sein werden, gleich 'ein paar Freiheiten' in Anspruch zu nehmen. Wir alle werden von morgens früh bis spät in die Nacht hinein damit beschäftigt sein, irgendwelchen materiellen Dingen nachzujagen.”

Die Anderen schwiegen dazu. Belle nahm an, dass sie derselben Meinung waren. Sie hatte alles aufgegessen. Einen Nachtisch wollte sie nicht mehr. Jetzt schaute sie wie zufällig auf ihre hübsche goldene Armbanduhr. “Schon so spät!“
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:::::::::::::::::::::::::::::::: Jochen Langer lebt und arbeitet als Autor in Köln. Er war als Dozent für die 'Grundlagen des Erzählens' zuständig und hat eine Vorliebe für Literaturaktionen. Zahlreiche Förderpreise und Auszeichnungen. www.jochenlanger.de ----- Seit 2009 Alltagsbetreuer für demenziell Erkrankte, Dozent an Fachseminaren der Altenpflege und Museumsführer für Demenzkranke. Gründung von dementia+art - ein Dienstleistungs-Unternehmen für 'Kulturelle Teilhabe bei demenziellen Erkrankungen und altersspezifischen Einschränkungen'. www.dementia-und-art.de

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Zuletzt aktualisiert: 18. Okt, 14:14

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Leonard Bernstein, Nypo, Andre Previn
Gershwin: Rhapsody in Blue-An American in Paris


Dave (Composer) Ost/Grusin, Fabulous Baker B
Fabulous Baker Boys

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